Geschichte des Radios

Der Traum, Nachrichten aus der Ferne zu empfangen und Distanzen zu überwinden, die die menschliche Stimme nicht überbrücken kann, ist ein ganz altes Bedürfnis der Menschen. In Afrika benutzte man Trommeln oder Rauchzeichen, in Europa  auf dem Land Boten und in der Seefahrt Lichtzeichen. Als man begann mit Elektrizität zu experimentieren war einer der ersten Versuche Nachrichten zuerst mit und bald ohne Draht zu übermitteln. Voraussetzung für die drahtlose Telegrafie war die Entdeckung (1887 - 1888) der elektromagnetischen Wellen durch Heinrich Rudolf Hertz.

 

Mit röhrenbetriebenen Sendeanlagen konnten Hochfrequenz-Schwingungen erzeugt werden, die die Übertragung von Sprache und Musik erlaubten.
Am Anfang dachte noch niemand an "Unterhaltungsrundfunk", sondern an den kommerziellen und militärischen Nutzen eine Nachricht an viele Empfänger zu verbreiten. Schon im ersten Weltkrieg wurden dazu Detektorgeräte und
Röhrenapparate eingesetzt. Auch Börsendaten wurden so verbreitet.

 

Die weiteren technischen  Grundlagen des Rundfunks wurden Ende des 19. Jahrhunderts von Nikola  Tesla erfunden und patentiert. Allerdings vernichtete 1895 ein Feuer seine fertige Anlage. Die Leistung der Erfindung des Radios wird aber oft Guglielmo Marconi zugeschrieben, dessen Systeme als erste großflächig eingesetzt wurden, und der deshalb in vielen Geschichtsbüchern als der Erfinder der Radio-Technik gilt. Etwa zeitgleich entwickelte Alexander Popow das Radio. Er übermittelte 1896 die Wörter "Heinrich  Hertz" an eine 250 Meter entfernte Empfangsstation.
Das oberste Patentgericht der USA entschied nach dem Tode von Nikola Tesla 1943, dass es sich bei Tesla um den wahren Erfinder des Radios handelt.

 

Der Rundfunk zu Unterhaltungszwecken begann zunächst in Holland und in den USA. Ab dem 28. Oktober 1923 war es dann auch in Deutschland und den Nachbarländern soweit. Aus dem Berliner Voxhaus wurde das erstemal ein Foxtrott "zu Gehör gebracht". Schon bald kam das Radiohören ganz groß in Mode. Der kleine Mann konnte sich nur das Detektorgerät leisten, denn es brauchte keine Stromquelle und konnte selbst gebastelt werden. Man benötigte aber eine Hochantenne, die rund 25 Meter lang sein musste. Wer tiefer in die Tasche greifen konnte, leistete sich ein Röhrengerät, das mit teuren Batterien betrieben wurde. Noch konnten die Geräte nicht mit Strom aus der Steckdose betrieben werden, denn dazu benötigt man Gleichstrom. Die Technik, Wechselstrom aus der Steckdose in Gleichstrom umzuwandeln, war noch nicht erfunden.

 

Anfangs sah die Politik den Rundfunk skeptisch: Was würden die "Massen" mit dieser Technik anstellen? Nach der anfänglichen Unsicherheit, sah man im Rundfunk vor allem die Möglichkeit die Hörer zu bilden und zu unterhalten. Doch was inhaltlich dargeboten wurde, wollte der Staat kontrollieren, sowie auch die Technik. Die Industrie wurde daher dazu verpflichtet, nur Geräte herzustellen, mit denen nicht selber gesendet und mit der nur ein enger Mittelwellenbereich empfangen werden konnte. Da die Technik aus der Telegrafie kam, war der Staat für Sende- und Empfangstechnik zuständig. Das Radio für zuhause musste mit einer Urkunde genehmigt werden und jeder hatte eine Gebühr zu bezahlen, wie auch heute noch, damit die Technik zum Empfang überhaut bereitgestellt wurde.

 

Bis Mitte der 50er Jahre sendete man in Europa vor allem auf Mittelwelle. Die Mittelwelle hatte sehr große Reichweiten und mit ihr ließen sich nationale Programme ausstrahlen. Nach dem Krieg wurden die Frequenzen auf der Kopenhagener Wellenkonferenz von 1948 neu verhandelt. Die Beschlüsse traten 1950 in Kraft. Deutschland als besetzte Nation war nicht vertreten und bekam nur ganz wenige, schlechte Frequenzen. Die Deutschen sollten ohnehin keinen zentralen Rundfunk mehr haben. Deswegen musste man auf andere Möglichkeiten ausweichen und besann sich auf die Ultrakurzwelle, die anders als die Mittelwelle nur sehr kurze Reichweiten hatte, dafür aber ein ganz neues Klanggefühl verschaffte.
UKW war zwar grundsätzlich schon bekannt, wurde bislang aber nicht für den Rundfunk genutzt, da dazu noch die Technik fehlte. Also experimentierte man, bis es funktionierte. Die ersten UKW-Sender Mitte der 50er Jahre hatten zunächst aber nur wenige Zuhörer, denn man brauchte entsprechend teure Empfangsgeräte.

 

Die Radiomacher setzten den Rundfunkauftrag der Vielfalt bis in die 1970er Jahre so um, dass jedes einzelne Programm in sich möglichst vielseitig und ausgewogen war. Entsprechend reihten sich die Sendungen "Kästchenweise" hintereinander. Auf die Hitparade folgte Klassik, dann Nachrichten und dann ein Hörspiel. Dies bedeutete, dass jedermann seine Lieblingszeit aber keinen Lieblingssender hatte. Das war nicht weiter tragisch, denn lange Zeit schaltete man das Radio gezielt ein, so, wie heute den Fernseher.

 

Das änderte sich mit der Einführung des Fernsehens. Das starre Kästchensystem wurde langsam magazinisiert. Wie in den USA sollten die Hörer nicht mehr warten bis "ihre" Sendung im Radio kam. Die Folge waren mehr Abwechslung, mehr Nachrichten, schnellere Berichterstattung und viel Musik. Man passte sich den veränderten Hörgewohnheiten an. Aus dem Einschaltradio wurde ein Tagesbegleitprogramm.

 

1981 machte das Bundesverfassungsgericht mit einem Urteil den Weg frei für den privaten Rundfunk. Stadtradios und landesweite Programme eroberten den Radiomarkt. Dies waren schwierige Zeiten für die öffentlich-rechtlichen Sender, die sich zunehmend einerseits dem Druck der erwünschten Musik anpassen und andererseits eigene Akzente setzen mussten. Eine Folge war auch, dass die unterschiedlichen Programme der Öffentlich-Rechtlichen stärker formatiert und nach Alter und Musikfarbe von einander abgegrenzt wurden. Vor allem für die Generation 50+, die weniger im Interesse der Werbewirtschaft stand, konnten sich die DRS-Sender marktführend durchsetzen.

 





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